Naturverträglich Klettern
Die Klettergemeinde ist atemberaubend gewachsen. Noch vor 20 Jahren hätte keine*r gedacht, dass es heute über 500 Kletterhallen in Deutschland gibt. Dort jedoch, wo es viele Outdoor-Kletter*innen hinzieht, ist das nicht nur eine wunderbare Entwicklung. Denn beim Naturschutz ist ein Fehltritt persönlich erstmal weniger spürbar. Sich Regeln „zu beugen“ mag dem Freiheitswunsch entgegenstehen – aber der Erhalt dieses intensiven Naturerlebnisses ist es wert! Insbesondere, weil sich im Internet immer neue Geheimtipps weiterverbreiten.

Schon gewusst?
1. Allez, allez, kenne die Zonen und Zeiten!
Kletter*innen, ihre Verbände, Naturschützer*innen, weitere Interessensgruppen und die Behörden haben einvernehmlich Regelungen festgelegt: Mit dem Ziel, zugleich die Pflanzen- und Tierwelt als auch den Spaß am Sport zu erhalten. Zum Beispiel durch eine Kennzeichnung mit Symbolen. Kreuz und Pfeil-Signets markieren die Grenze zwischen gesperrten und freigegebenen Felszonen und kennzeichnen in sensiblen Bereichen den optimalen Zustiegsweg. In Brutzeiten gibt es befristete Sperrungen, manche Felszonen werden im Rahmen der Kletterkonzeptionen bewusst stillgelegt. Bitte informiere dich einfach vor dem Klettern auf www.dav-felsinfo.de, vor Ort auf den Infotafeln und in Kletterführern mit dem DAV-Güteziegel.
2. Achte den Felsen von Kopf bis Fuß
Wir können es mit bloßem Auge kaum erkennen, das lebendige Mosaik aus Teil- und Kleinstbiotopen am Felsen. Wenn wir uns bewusst vor Augen halten, dass das nicht einfach massig vorhandenes Grünzeug ist, sehen wir eine Pflanzenwelt, die intakt bleiben soll: Achte darauf, Felsen mit ausgeprägter Vegetation behutsam und stark bewachsene Wandzonen gar nicht zu begehen. Wenn du unterhalb von Felskopfbereichen Umlenk- und Abseilhaken vorfindest, dann ist das die Route, die Trittbelastung aushält und sensible Vegetation umgeht. Zigarettenkippen, Tape-Reste und Obstschalen am Wandfuß – warum? Müll einfach mitnehmen, Fäkalien vergraben und für Lagerfeuer die angebrachten Feuerstellen nutzen – warum nicht?
3. Mach’s gut: Anreise und Zustieg
So ist’s optimal: Du reist mit einer Fahrgemeinschaft oder dem öffentlichen Nahverkehr an. Autos werden auf den dafür vorgesehenen Plätzen abgestellt, die Anlieger, Landwirt*innen freuen sich, weil ihre Feldzufahrten nicht versperrt sind – und auch die Vegetation. Die Bewohner*innen geben Insider-Tipps, weil sie sehen, dass die Straßenränder nicht mehr zugeparkt sind, die Kletter*innen nicht mehr lärmen und ihre Zeltplätze und Gasthöfe als Unterkunft nutzen. Die üblichen Zustiegspfade werden genutzt, sodass die trittempfindlichen Geröllhalden- und Wald-Biotope unterhalb der Felsen mit ihren flachgründigen Böden erhalten bleiben. Klingt doch gut, oder?
Extreme Lebensbedingungen
Welche Lebensbedingungen herrschen in freistehenden Mittelgebirgsfelsen?
Extreme! Hohe Temperaturgegensätze, Trockenheit, Ausgesetztheit, ungünstige Witterungsperioden, übermäßige Verdunstung, Nährstoffarmut… nur besonders angepasste Pflanzen und Tiere können dort überleben. Welche dieser Überlebenskünstler du als Kletter*in hierzulande begegnen kannst, erfährst du in der Broschüre des DAV "Naturverträglich Klettern und Bouldern".